Für uns Frauen ist die Geburt des eigenen Kindes ein Ereignis, dass das Leben einmal durchschüttelt.

So ging es auch mir, aus zweierlei Gründen.

  1. Durch mangelnde Kinderbetreuung konnte ich nicht nach eineinhalb Jahren zurück in meinen Job
  2. Konnte ich mir auch gar nicht vorstellen die Twins in fremde Hände zu geben

Doch ganz ohne eigenem Einkommen wollte ich auch nicht bleiben.
Das war für mich der Moment, in dem ich mich mit der Online Business Welt auseinandergesetzt habe.
Der Weg in die Selbstständigkeit kann ganz unterschiedlich aussehen.
Heute möchte ich euch zwei Möglichkeiten vorstellen.
Die Gründung als Einzelunternehmerin und die Gründung als UG.
Zu diesem Anlass habe ich Jacqueliné Glauch zum Interview geladen.

Liebe Jacqueliné, vielen Dank, dass du heute dabei bist.
Bitte erzähle doch zuerst, was für dich der Anlass war den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen?

Hallo Jessica. Für mich stand schon länger fest, dass ich mein eigenes Business irgendwann starten möchte. Ich war auch schon einmal 2010 als IT-Beraterin (ich bin IT-Projektmanagerin) freiberuflich selbständig, bin aber durch einen späteren Auftraggeber wieder in das Angestelltenverhältnis gewechselt. Am Anfang war auch noch garnicht so richtig klar, was MEIN Business überhaupt sein würde. Durch meinen Arbeitsvertrag war auch deutlich definiert, dass meine eigentliche Berufstätigkeit auf keinen Fall als Selbständige ausgeübt werden darf.

Als dann mein Sohn geboren wurde reifte so langsam eine Idee in mir heran, wie ich meine Liebe als Mama und meine Leidenschaft für das Arbeiten unter einen Hut bekommen würde. Die Ideenfindung war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht abgeschlossen. Heute ein wichtiges Learning für mich: unbedingt auf ein Ziel, eine Idee fokussieren, um langfristig ein richtiges Business aufzubauen ist essenziell.

Ich begann damals mit einer Angebotsseite, auf der ich regelmäßig nachhaltige und Bio-zertifizierte Kinderprodukte postete und per Facebook und Newsletter verbreitete. Damit verband ich klassisches Affiliatemarketing (Empfehlungsmarketing mit kleiner Provision je Verkauf, OHNE dass der Kunde mehr zahlt) mit meiner Idee, mehr Mamas auf nachhaltige Produkte aufmerksam zu machen.

Nachdem ich dies einige Zeit ausgetestet hatte, habe ich dann zusätzlich unter der Marke Socksitter (Plattdeutsch: Stubenhocker) angefangen über Kinderzimmergestaltung, also Bastel-, Möbel- und Upcyclingideen in Video- und Textform zu bloggen. 

Nachdem ich merkte, dass beide Ideen zeitmäßig nicht mehr miteinander vereinbar waren, habe ich die Angebotsseite eingestellt und mich auf Socksitter konzentriert. Aus der Kinderzimmergestaltung wurde schließlich ein kleiner Shop über den ich bis heute nachhaltige Dekoartikel vertreibe.

Das klingt spannend. Ich habe meine Selbstständigkeit als Einzelunternehmerin begonnen. Mein Arbeitgeber hat dem zugestimmt und ich bin zur Gemeinde und habe mein Gewerbe angemeldet. That’s it. Ziemlich easy. Mein Elterngeldbezug war zu dieser Zeit beendet und ich konnte direkt durchstarten. Du bist einen anderen Weg gegangen. Kannst du den einmal erläutern?

Ja, so lange konnte ich leider die Füße nicht stillhalten. ;D Mein Sohn kam im Frühjahr zur Welt. Bereits im Herbst desselben Jahres, habe ich mich, auch dank abwechselnde Betreuung mit meinem Mann, in die Unternehmensgründung gestürzt. Und das war auch gleichzeitig das Dilemma. Durch meinen gut bezahlten Job als IT-Projektmanagerin hatte ich den vollen Elterngeldbezug von 1.800 € bereits erreicht, einen Abzug wollte ich auf keinen Fall riskieren.

Ich habe mich vorher lange Zeit damit auseinandergesetzt, welche Möglichkeiten sich dennoch bieten. 30 Stunden darf man ja arbeiten, da kann auch kein Arbeitgeber etwas dagegen untersagen. Wer keinen Abzug möchte und auch den Einnahmen-Eingang kontrollieren möchte ist bei der Gründung einer GmbH (mit Startkapital von 12.500 €) oder in meinem Fall einer kleinen GmbH, genannt UG (mit Startkapital von 1 €) gut beraten.

Da ich mich fachlich noch “auf fremden Terrain” befand, habe ich mich für die UG entschieden, da bis dahin noch nicht absehbar war, wie es Umsatzmäßig aussehen kann.

Die Gründung selbst ist ja etwas aufwendiger, welche Unterlagen hast du benötigt? Und wer hat dich bei der Erstellung unterstützt?

Im Grunde habe ich nach dieser Entscheidung, die gleiche Schritte eingeleitet, die Du gegangen bist: Arbeitgeber gemeldet – Gewerbe angemeldet. Die Schritte die ich mehr gehen musste: Mustervorlage herunterladen, ausfüllen – Geschäftskonto eröffnen – Notartermin. Gegebenenfalls (für GmbH auch unbedingt anzuraten, für UG nicht wichtig) vorher einen guten Buchhalter/in zuraten ziehen (dieser muss später für die Bilanzierung übernehmen, da hier keine einfache Plus/Minus Aufstellung reicht).

Es kommen halt weitere Kosten für Notar, Handelsregistereintragung, IHK oder HWK und evtl. GEZ dazu (war bei mir nicht der Fall, da das Büro in den eigenen 4 Wänden liegt). Diese Mehrkosten beliefen sich bei mir aber auf <1.000 €, weshalb die Vorteile, später leichter in eine GmbH umzugründen, weil schon alles vorhanden ist, überwiegten.

Welche Vorteile und welche Nachteile siehst du im Vergleich zur Einzelunternehmung?

Vorteile? Für mich war der “Stress”, dass alle Einnahmen von meinem Elterngeld gefressen werden, weg. Ich habe mir bewusst kein Gehalt bisher ausgezahlt. Aber das würden Dir gute Unternehmer, die diese Schritte bisher gegangen sind, auch raten. Die Einnahmen konnten ungehindert ins Unternehmen fließen. Somit stehe ich jetzt im Jahre 2 nach Gründung auch vor der Möglichkeit ohne weitere eigene Einlagen die UG in eine GmbH umzuwandeln.

Außerdem bist Du nicht an ein Gewerbe “gebunden”! Ich werde jetzt zum Beispiel zum Mutterschutz meinen Shop, also dieses Gewerbe, einstellen und nächstes Jahr mit dem neuen Gewerbe Beratung und Onlinekurse starten.

Ein weiterer und finanziell wichtiger Aspekt ist, dass Du NUR mit dem Geschäftsvermögen, nicht als Privatperson haftest.

Nachteil? Vielleicht schrecken die Kosten am Anfang ab, aber ich bin der festen Überzeugung, dass Du in jede Art von Unternehmung erst einmal Energie hineinstecken musst, egal ob Zeit, Arbeit oder Geld damit Dir wieder neue Energie in Form von Einkommen zufließen kann.

Liebe Jacqueliné, vielen Dank, dass du uns an deinem Weg hast teilhaben lassen.

Jacqueliné startet im Herbst mit ihrem Kurs “Dein 5 Schritte Programm für die entspannte Schwangerschaft und den Alltag als Mama​”. Du kannst Dich aber schon heute auf ihrer Webseite https://klangkurse.online dafür vormerken lassen. Folge ihr gern auch auf Facebook https://www.facebook.com/Klangkurse oder Instagram https://www.instagram.com/mamaimquadrat.

Zusammenfassend kann ich euch mit auf dem Weg geben, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, den Weg in die Selbstständigkeit zu beginnen. Welcher Weg für dich der richtige ist, kannst du am besten mit einem Steuerberater besprechen. Dieser kann dir dann auch bei der Erstellung der Unterlagen für eine Gesellschaft helfen.

Hast du dir schon überlegt, in welcher Gesellschaftsform dein Business starten soll? Erzähle mir davon in den Kommentaren.